Feuerwehrgeschichte von Wolfgang Hornung
Ausgabe: Stuttgart 1985 und Ergänzungen weiterer Historiker
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1850 - 1859
  1850 USA In den USA wird 1850 der Vorschlag gemacht, an Decken und Wänden besonderst gefährdenter Gebäude mit Löchern versehene dünne Metallrohre zu verlegen, aus denen im Brandfall Wasser auf die betroffenen Flächen gespritzt werden kann. Vorläufer der Springleranlagen.
  1850 England Ingenieur Clark von den West India Docks in London setzt 1850 Pmpen in einen Schleppdampfer ein und treibt sie mittels Getriebe von der Dampfmaschine an. Sie leisten über 600 Gallonen/min.
  1850 England Sanderson & Proctor in London machten 1850 einen elektrischen Feueralarmapparat bekannt, bei dem ein Quecksilberthermometer mit verschiebbarem Kupferkontaktdraht ein elektrisches Läutwerk einschaltet.
20.06. 1851 Deutschland Siemens % Halske schließen am 20.Juni 1851 mit der Stadt Berlin einen Vertrag, nach dem sie die Errichtung einer telegrafischen Fernmeldeanlage mit 37 Feuermeldestellen übernehmen, die Fuktion ist die gleiche wie heute. Die einzige Änderung ist die Kabelführung, sie war Anfangs nur an Häusern jetzt dagegen gibt es Erdkabel. Damals erhält Berlin das erste elektrische Feuermeldenetz der Welt. Die Zentrale in der Stadtvogtei wird mit zwei Dutzend Feuerwachen und allen Polizeirevieren verbunden, der Verkehr erfolgt zuerst durch Zeigermagnetapparate, später durch Morsetelegrafen.
11.11. 1851 Deutschland Am 11. November 1851 erscheint die Berliner Polizeiverordnung, in ihr wird das Vorfahrtesrecht der Feuerwehr und das anzeigen durch läuten erstmalig festgelegt. So heißt es im Paragraf 1 "Fußgänger, Reiter und Fuhrwerke dem Fuhrwerk der hiesigen Feuerwehr die Passage frei machen" müssen. Die Annäherung der Feuerwehr wird dem Publikum nach Paragraf 2 durch Läuten mit der Glocke oder durch eine brennende Fackel angedeutet.
  1851 Deutschland Im Jahre 1851 wurde in Berlin die erste deutsche Berufsfeuerwehr gegründet, die mit den damals modernsten Apparaten ausgerüstet war. Unterirdische Telegrafenleitungen verbanden die einzelnen Stationen untereinander, so daß bei einem Feueralarm, der jetzt durch den Telegrafen irgendwoher gegeben wurde, die gesamten Mannschaften ausrücken konnten, wenn sich die Notwendigkeit dazu ergab.
1851 ? Die Versuche, einen Feuerlöscher zu konstruieren, der nach Inbetriebsetzung von selbst, d. h. mit eigens erzeugtem Druck das Löschmittel (Wasser bzw. Wasserdampf) ausspritzt, reichen bis in das Jahr 1851 zurück.
Dieser vermutlich erste selbsttätige Löscher ist es wert, dass man ihn wegen seines einmalig komplizierten Aufbaues und seiner Historie ausführlicher beschreibt:
Als der englische Ingenieur und Leutnant W. C. Philipp bei einer Schiffsreise zufällig beobachtete, wie Meereswasser, das in einen offenen heißen Krater eines tätigen Vulkans strömte, zur Eruption kam und die Dampfwolken - nicht das dabei herunterrieselnde Wasser - das Feuer auf der brennenden Insel augenblicklich löschte, kam er auf die Idee, einen nach diesem Prinzip wirkenden tragbaren Feuerlöscher zu konstruieren, der ebenfalls Wasserdampf erzeugt.
1851 ?
Diese damalige Funktionsbeschreibung würde uns heute einen Scherzartikel vermuten lassen, doch der sehr komplizierte "Dampferzeugungsmechanismus" ist ein Ausdruck des Standes der Technik in dieser Zeit:
"a ist eine geformte Masse, aus Holzkohlenpulver Kokspulver Kalisalpeter und Gips bestehend; dieselbe wird mittels des eisernen Stifts b entzündet, wenn man denselben mit einem Hammer hinabtreibt, wobei er ein Glaskügelchen mit Schwefelsäure zerbricht. Die Röhre d enthält unten eine Mischung von chlorsaurem Kali und Zucker. Nach dem die Masse entzündet ist, strömen die gasförmigen Produkte durch die Löcher im inneren Behälter ff in den Behälter gg und durch dessen Löcher in den Behälter hh.
Da sich durch Erhitzung des Behälters h die Luft zwischen demselben und dem Behälter kk ausdehnt, so wird das Wasser in k in der Röhre m hinaufgetrieben, welche mit einem Griff von Holz umgeben ist; das Wasser fließt dann bei o in h, sodaß die gasförmigen Verbrennungsprodukte mit Wasserdampf gemischt durch die "Öffnung p aus dem Apparat ziehen müssen".
So wurde etwa 1 Minute lang ein Wasserdampfstrahl mit geringer Reichweite erzeugt. Das englische Marineministerium ordnete die Einführung dieser Apparate auf allen Kriegsschiffen an.
Doch die Fabrikation nahm schon 1856 ein jähes Ende, als die Fabrik des Patentinhabers, Mr. Philipp, niederbrannte, wodurch verständlicherweise - das Vertrauen in diese Löscher völlig erschüttert wurde.
  1851 England Die Londoner Feuerwehr baut 1851 in ihr größtes Handspritzen-Löschboot Kessel und Dampfmaschine ein. Das Boot soll durch den eigenen Löschstrahl angetrieben werden. Da dies mißlingt, werden zur Fortbewegung wieder Schleppdampfer verwendet.
  1851 Österreich 1851 erste Gründung FFw von Österreich-ungarn wird in Reichstadt in Böhmen 1851 von den pensionierten Rittmeister Ferdinand Leitenberger gegründet
  1852   Etwa zu dieser Zeiz wurden erstmalig die Rutschstangen bei der Feuerwehr eingesetzt, um schneller von den oberen Stockwerken in die Fahrzeughalle zu gelangen. Sie sind noch heute das schnellste Personenbeförderungsmittel.
  1852 England Albert Prinz von Sachsen-Coburg-Gotha, Prinzgemahl der englischen Königin Victoria, regt erneut die Einführung einer Schiffs-Dampffeuerspritze an. Darauf erhält die Londoner Feuerwehrgerätefabrik Shand, Mason & Co. den Auftrag auf einen Feuerlöschdampfer für die Themse, der 1855 in Dienst gestellt wird und bis 1890 in Betrieb war.
  1852 Österreich Wilhelm Knaus in Wien verbessert 1852 das Pumpwerk der Feuerspritzen durch Einbau der Ventile in zwei leicht für die Reinigung zu öffnende Ventil-Konon und erhält darauf ein Patent, nach dessen Ablauf seine Konstruktion von vielen Spritzenbauern nachgeahmt wird.
  1852 USA In Cincinetti, Ohio, fand 1852 ein Wettstreit zwischen der leistungsstärksten Handdruckspritze mit 12 Mann und einer Dampfspritze mit 3 Mann statt.
Zu Beginn war die Mannschaft der Handdruckspritze im Vorteil da mann nur die Schläuche anschliesen musste. Die Dampfspritze mußte in dieser Zeit erst ausreichend Druck auf dem Kessel erzeugen.
Nach einigen Minuten sah es nach einem Unentschieden aus.
Jedoch nach 20 Minuten gaben die Männer an der Handdruckspritze auf. Jetzt spielte die Dampfspritze alle ihre Vorteile aus und solange Brennstoff und Wasser zur Verfügung standen konnte diese im Ernstfall einen Brand bekämfen.
Dieser Wettkampf war notwendig geworden, weil die obersten Herren die Dampfspritzen als nicht für den Feuerwehreinsatz als geeignet erachteten. 
10.07. 1853 Deutschland Der Ulmer Kaufmann und Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, Conrad Magirus (1824-1895), lädt die Vorstände sämtlicher Feuerwehren Württembergs auf den 10.Juni 1853 zu einer Beratung nach Plochingen ein. Zweck der Versammlung: die Verbesserung der Feuerlöschanstalten und die Gründung eines Vereins. Bei der Besprechung, an der die Kommandanten von zehn Feuerwehren teilnehmen, gibt Magirus die Anregung zur Bildung von Feuerwehrverbänden und Abhaltung von Deutschen und Landes-Feuerwehrtagen.
??.12. 1853 USA
Ing. Moses Alexander Latta in Cincinetti, Ohio, baut 1853 die erste Erfolgreiche amerikanische Dampfspritze "Uncle Joe Ross", die bei der ersten bezahltemn amerikanischen Feuerwehr in Cincinetti im Dezember des selben Jahres in Dienst gestellt wird. Die Maschine war eis Selbstfahrer, leistete hervorragende Löschdienste, endete aber im Dez. 1855 durch Kesselexplosion.
01.05. 1854 Deutschland Johann Andreas Hilpert erhält am 1.Mai 1854 die Konzession als Rotgießermeister in Nürnberg. Er eröffnet eine Metallgießerei und Bearbeitungswerkstatt für Armaturen zur Gas- und Wasserversorgung, Brauerei- und Dampfkesselausrüstungen. 1889 wird die Fabrik von seinen Erben in eine Aktiengesellschaft unter dem Namen Armaturen- und Maschinenfabrik AG, vormals J.A.Hilpert (AMAG) umgewandelt
  1854 Deutschland Theodor Georgii gibt in Eßlingen die Zeitschrift für Turn- und Löschwesen heraus. Ab 1857 erscheint die Zeitschrift unter dem Titel "Deutsche Turnzeitung, Blätter für die Interessen des gesamten Turnwesens" unter der Redaktion von Ernst Keil in Leipzig als Organ des gesamten Feuerwehrwesens.
14.06. 1855 Deutschland Die Vereinigung der Technischen Überwachungsvereine (TÜV) feiert am 14. Juni 1984 ihr hundertjähriges Jubiläum. Sie geht auf das Betreiben des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) im Jahre 1866 zurück -nach englischem Vorbild von 1855 - der Dampfkesselüberwachungsverein ins Leben gerufen wurde, der sich sehr intensiv auch mit der Abnahme und Überwachung der Dampffeuerspritzen befaßte: bis heute darf keine Oldtimer-Dampfspritze ohne TÜV-Bescheinigung im "Kesselbuch" betrieben werden. 1884 schlossen sich in Berlin 22 Vereine zum Zentralverband zusammen.
02.09. 1855 Deutschland Anläßlich des 2.Deutschen Feuerwehrtages wird am 2.September 1855 der "Verein Deutscher Feuerwehrmänner", später "Deutscher Feuerwehr-Verband" genannt, als eine der ältesten übergebietlichen Organisationen in Deutschland gegründet.
  1855 USA Ing. Moses Alexander Latta in Cincinetti, Ohio, baut 1853 die erste Erfolgreiche amerikanische Dampfspritze "Uncle Joe Ross", die bei der ersten bezahltemn amerikanischen Feuerwehr in Cincinetti im Dezember des selben Jahres in Dienst gestellt wird. Die Maschine war eis Selbstfahrer, leistete hervorragende Löschdienste, endete aber im Dez. 1855 durch Kesselexplosion.
  1855 Österreich In Wien ist 1855 der Türmer von St.Stephan über Zeigertelegraphen mit der Feuerwache verbunden. Verwendet wurden zwei Kramer'sche Zeigerapperate.
24.10. 1856 Deutschland Im Amtsblatt der Stadt Berlin vom 24.Oktober 1856 veröffendlicht das königliche Polizeipräsidium eine "Verordung zum Schutz der zur leichteren Auffindung der Wasserstöcke in den Starssen Berlins an den Häusern befindlichen Marken ", das heißt der Hinweisschilder für die Unterfluhrhydranten.
  1856 USA Der amerikanische Spritzenfabrikant Silsby baut 1856 in seine erste Dampfspritze eine rotierende Dampfmaschine und rotierende Wasserpumpe nach Art der Zahnradpumpen ein.
  1857 Österreich 1857 erste Gründung FFw von Österreich in Insbruck, die erste in Österreich, durch den Turnlehrer Franz Thurner
  1857 Deutschland
1857 entwickelte Carl Metz, in Heidelberg, seine erste Schlauchverbindung für Feuerlöschschläuche und Armaturen, das sogenannte "Metz'sche Normalgewinde".
Hier ein Vollstrahlrohr aus der Zeit vor 1900 mit dem "Metz'sche Normalgewinde".
20.09. 1858 Deutschland Am 20.September 1858 wurde das komische Ballett "Flick und Flocks Abenteuer" in der Berliner Oper uraufgeführt. Zum Schluß tanzt das Ballett in den Uniformen der 7 Jahre vorher gegründeten Berliner Berufsfeuerwehr, Lederkappe und geschulterte Axt fehlen nicht, unter stürmischem Beifall einen "Feuerwehrgalopp".
  1858 Deutschland Der Münchener Feuerspritzenfabrikant und städtische Spritzenmeister Dominicus Kirchmaier liefert eine Zubringerspritze für das königliche Hoffeuerhaus.
  1858 England Die Londoner Firma Shand, Mason & Co bauten ihre erste Dampfspritze 1858. Diese war für St.Petersburg bestimmt, wog 4 Tonnen und benötigte 3 Zugpferde.
  1859 USA In den USA arbeiten 1859 bereits 19 Hersteller von Dampfspritzen. Die Geräte sind teils Selbstfahrer, teils Pferdezug-, meist jedoch Handzugspritzen. Dauernden Erfolg und Bestand haben nur die Firmen Latta, Amoskeag uns Silsby.